Die Kreis-Heimat-Ausstellung „RETTEN – LÖSCHEN – BERGEN – SCHÜTZEN. Die Feuerwehren Merzig-Wadern im Wandel der Zeit“
Beitrag von Christina Pluschke, Stadtmuseum Wadern
Eine Kreis-Heimat-Ausstellung für kleine und große Feuerwehrfans
Je weiter der Blick eines heutigen Menschen in die Vergangenheit zurückschweift, desto abstrakter erscheinen deren Abläufe und Entwicklungen. Umso wichtiger ist es, aufzuzeigen, dass Geschichte weit mehr ist als die Summe von bedeutenden Ereignissen und Taten bekannter Persönlichkeiten, sondern gerade durch den Blick auf den Lebensalltag der Menschen und auf die vielen Einzelschicksale greifbar wird.
Getreu dem saarländischen Slogan „Großes entsteht immer im Kleinen“ entwickelten die Kulturstiftung für den Landkreis Merzig-Wadern unter Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich und die Stadt Wadern unter Bürgermeister Jochen Kuttler gemeinsam eine erste „Kreis-Heimat-Ausstellung“, die von Christina Pluschke, der Leiterin des Stadtmuseums Wadern, kuratiert wurde. Als Thema wählte man eine wichtige Institution, deren Anfänge im Kreisgebiet im 19. Jahrhundert liegen und die sich durch ständige Anpassung an zeitgenössische Erfordernisse und Entwicklungen bis heute als unverzichtbarer Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens behaupten konnte: die Freiwillige Feuerwehr. Der grundlegende Wandel des hiesigen Feuerwehrwesens spiegelt dabei die wechselvolle Geschichte des Heimatraums wider, wobei sich regionale Aspekte der Sozial-, Zeit- und Technikgeschichte verbinden.
In enger Kooperation mit dem Kreisbrandinspekteur Siegbert Bauer, den Feuerwehren mit ihren 68 Löschbezirken sowie dem Kreisfeuerwehrverband Merzig-Wadern unter Vorsitz von Georg Flesch entstand so eine gemeinsame Sonderausstellung. Diese sollte an den beiden Ausstellungsorten Merzig und Wadern vom 15. September 2019 bis zum 9. Februar 2020 die Entwicklung des Feuerwehrwesens in unserer Region veranschaulichen, aber auch das außergewöhnliche Engagement der Feuerwehrleute im Dienst der Gemeinschaft würdigen. Durch das Zusammenwirken der verschiedenen Akteure wurde die Kreis-Heimat-Ausstellung – ebenso wie ihr Thema – im wahrsten Sinne des Wortes ein „Gemeinschaftswerk“. (Abb. 01)
Das Motto der Feuerwehren in Deutschland, „Retten – Löschen – Bergen – Schützen“, zeigt deutlich, wie stark sich das Aufgabengebiet neben der eigentlichen Brandbekämpfung erweitert hat. Daher beleuchtete die Ausstellung die wechselvolle Geschichte der hiesigen Feuerwehren von ihren Anfängen bis hin zu neuen Herausforderungen und aktuellen Schwerpunkten, wie etwa der verstärkten interkommunalen Zusammenarbeit. Ein anderer wichtiger Bereich war die Entwicklung der Ausrüstung und Technik zur Brandbekämpfung im Wandel der Zeit, die wegen der Vielzahl von Aufgaben heutiger Feuerwehren mittlerweile ausgesprochen vielfältig und spezialisiert ist. Ganz wesentlich war es aber auch, die verschiedenen Feuerwehren im Landkreis näher vorzustellen und den Blick auf die besondere Gemeinschaft der Feuerwehrleute und ihren ehrenamtlichen Einsatz zu richten.
Innerhalb dieses gemeinsamen Rahmens gab der Ausstellungsteil am Standort Museum Schloss Fellenberg in Merzig einen Überblick über die Entwicklungen im gesamten Landkreis, während am Standort Stadtmuseum Wadern neben dem allgemeinen Überblick auch ein besonderer Schwerpunkt auf der Hochwaldregion lag. Präsentiert wurden dabei zahlreiche Originalobjekte aus den verschiedenen Löschbezirken des Landkreises und aus privaten Sammlungen sowie historische Fotos und Dokumente, insbesondere aus der umfangreichen Sammlung des privaten Feuerwehrarchivs Hans Körner, das heute von Franz-Josef Körner fortgeführt wird. (Abb. 02)
Bei der Vermittlung der langen und noch immer lebendigen Tradition des Feuerwehrwesens im Landkreis kamen auch moderne Medien zum Einsatz, indem etwa historische Bilder per Monitor abrufbar waren. Zusätzlich konnten auch Rätsel-Rundgänge für Kinder sowie elektronische Steckbriefe mit genaueren Informationen, Fotos und teilweise auch Dokumenten zu den einzelnen Löschbezirken im Landkreis, den Kreiseinheiten sowie dem Kreisfeuerwehrverband per QR-Code als App auf kostenfrei ausleihbaren Tablets genutzt werden.
Finanziell gefördert wurde die Ausstellung von der Sparkasse Merzig-Wadern, die damit einerseits das ehrenamtliche Engagement der vielen Feuerwehrleute im Kreisgebiet würdigen und andererseits allen Interessierten freien Eintritt sowie kostenlose Führungen und Vermittlungsprogramme ermöglichen wollte, wie Frank Jakobs als Vorstandsvorsitzender betonte.
Wie groß das Interesse an dem Feuerwehrwesen des Landkreises war, zeigt auch der Blick auf die Besucherzahlen und die Besucherstruktur: So besuchten insgesamt 588 Menschen die Ausstellung in Wadern und 634 Menschen den Ausstellungsteil in Merzig, wozu noch 333 Gäste verschiedener Veranstaltungen (Konzerte, Buchvorstellungen und Weinkulinarium im Schloss Fellenberg) kamen. Darunter waren neben Einzelbesucher*innen und Familien auch etliche Gruppen aus aktiven oder ehemaligen Feuerwehrmitgliedern unterschiedlicher Löschbezirke.
Spezielle Vermittlungsangebote gab es auch für Klassen der Grund- und weiterführenden Schulen im Landkreis, wobei deren Inhalt altersgemäß abgestuft und an Lehrplaninhalte angepasst war. Um sich dem spannenden Thema „Feuerwehr“ besonders intensiv zu widmen, nutzten einige Schulklassen der Grundschulen in Brotdorf und Perl eine ganz besondere Kombination: Zuerst behandelten die Kinder das Thema anhand eines ausgeliehenen „Museumskoffers“ im Unterricht, bevor sie dann ein museumspädagogisches Ausstellungsangebot im Museum Schloss Fellenberg und schließlich eine Brandschutzerziehung durch den Kreisfeuerwehrverband oder die lokalen Feuerwehren mitmachten.
Außerdem gab es die Möglichkeit, eine digitale Führung zur Ausstellung mit mitgebrachten Objekten als „mobiles Museum“ für einen Vor-Ort-Termin in einer Einrichtung zu buchen, was für seine Bewohner*innen von dem Alten- und Pflegeheim St. Sebastian in Nunkirchen wahrgenommen wurde.
Abb.01
Eröffnung Merzig 2019
Abb. 03
FFW Merzig 1900
Abb. 02
Impression Wadern 2019
Abb. 04
FFW Haustadt 1927
Die Feuerwehr als gesellschaftliche Institution im Wandel
Das Vorhandensein einer professionellen Feuerwehr, die man im Ernstfall problemlos über die Notrufnummer „112“ zu Hilfe rufen kann, erscheint den meisten Menschen heute fast selbstverständlich, ist aber tatsächlich eine relativ neue Entwicklung.
Seit der ersten Nutzung des Feuers ging damit auch immer eine gewisse Brandgefahr einher, der die Menschen zu allen Zeiten mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu begegnen suchten. Bis ins 20. Jahrhundert sind auch in unserer Heimat schwere Brandkatastrophen („Feuersbrünste“) bezeugt, die in kurzer Zeit ganze Straßenzüge in Schutt und Asche legten, etwa 1840 in Wahlen. Bereits seit dem Mittelalter gab es daher „Feuerordnungen“, die vorbeugende Maßnahmen und das Verhalten der Bürger im Brandfall festlegten. So befahl etwa eine Verordnung des Grafen Joseph Anton von Oettingen-Sötern für die Grafschaft Dagstuhl von 1767, dass in jedem Haushalt ein lederner Eimer für Löscharbeiten zur Verfügung stehen müsse.
Allerdings professionalisierte sich das Brandschutzwesen erst unter preußischer Herrschaft in dem 1816 neu gebildeten preußischen Landkreis Merzig. So stand beispielsweise die „Feuer-Lösch-Polizey-Verordnung für die Gemeinden des Kreises Merzig“ von 1826 in der Tradition der älteren Feuerordnungen, ging allerdings in ihren Bestimmungen noch darüber hinaus, indem sie für die Kreisstadt auch die Einrichtung einer „FeuerlöschCompagnie“, also einer Pflichtfeuerwehr, anordnete. Im Jahr 1837 legte eine verbindliche Feuerordnung für den gesamten Regierungsbezirk Trier die Einrichtung solcher Feuerlöschkompanien in allen Ortschaften fest, in denen man schon über eine Handdruckspritze verfügte. (Abb. 03)
Die große Gründungsphase der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis erstreckte sich über rund 50 Jahre, nämlich von den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts bis Anfang der 1930er Jahre. Ab 1886 erlaubte eine neue Polizeiverordnung für den Regierungsbezirk Trier offiziell, Freiwillige Feuerwehren einzurichten, was zu zahlreichen Neugründungen bzw. der Umwandlung bestehender „Brandcorps“ in Freiwillige Feuerwehren führte. Angetrieben wurde diese positive Entwicklung ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert durch den allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung im Kreisgebiet, infrastrukturelle Verbesserungen sowie einen starken Bevölkerungszuwachs. Dennoch blieb gerade bei den kleineren Wehren die Ausrüstung lange Zeit recht spärlich und bestand aus einer Handdruckspritze und allenfalls einem kleinen Handwagen mit zusätzlicher Ausrüstung wie Eimern, Schläuchen, Einreißhaken und einer Leiter. Nur selten hatte man schon vierrädrige, von Pferden gezogene Leiterwagen oder Dampfspritzen. (Abb. 04)
Während des verlustreichen Ersten Weltkriegs von 1914 bis 1918 kam das Feuerwehrwesen beinahe zum Erliegen, da die meisten Feuerwehrmänner zum Wehrdienst eingezogen wurden und das Löschwesen nur notdürftig von älteren Wehrmännern und Jugendlichen aufrechterhalten wurde. Nach Kriegsende waren zwar etliche Gerätschaften noch vorhanden, allerdings mangelte es in den ersten Jahren an Aktiven.
Durch die im Versailler Vertrag festgeschriebene zeitweilige Abtrennung des „Saargebiets“ vom Deutschen Reich teilte die neue Grenze ab 1920 auch den bisherigen Landkreis Merzig in den größeren „Stammkreis Merzig“ im Saargebiet und den im preußischen Regierungsbezirk Trier verbleibenden „Restkreis Merzig(-Wadern)“, was sich auch auf die weitere Entwicklung des Feuerwehrwesens in den beiden Kreisteilen auswirkte.
So brachte das Jahr 1921 im Stammkreis gleich zwei große Neuerungen: Einerseits gründete sich unter dem Vorsitz des ersten Kreisbrandmeisters Karl Bergmann der Kreisfeuerwehrverband, dem sich 1932 auch die Feuerwehren des Restkreises anschlossen. Andererseits löste der schwere Brand in der Steingutfabrik von Villeroy & Boch die Forderung nach einer modernen Brandbekämpfungsmöglichkeit aus, die 1923 zur Anschaffung der ersten Kreismotorspritze führte.
Im Restkreis setzte bereits kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 mit dem preußischen „Gesetz über das Feuerlöschwesen“ eine schrittweise „Gleichschaltung“ des Feuerwehrwesens und die zunehmende „Säuberung“ der Wehren von politisch unliebsamen und jüdischen Mitgliedern ein. Nach der ersten Saarabstimmung und der Wiederangliederung des Saargebiets an das Deutsche Reich 1935 traten diese Bestimmungen auch im Stammkreis in Kraft. (Abb. 05)
In der Nacht vom 9. November 1938 kam es reichsweit zu brutalen Angriffen auf Leben, Besitz und Gotteshäuser jüdischer Mitbürger, wobei der zentrale Befehl an die Feuerwehren lautete, bei Synagogenbränden allenfalls eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern. Im Kreisgebiet gab es zu der Zeit kleinere jüdische Gemeinden in Losheim, Hilbringen, Brotdorf und Merzig, wobei die drei letzteren auch über eine eigene Synagoge verfügten. Während bereits 1936 die letzten Juden Hilbringen verlassen hatten, wurden 1938 die Synagogen von Brotdorf und Merzig zerstört und der jüdische Friedhof in Merzig geschändet.
Das 1938 erlassene „Gesetz über das Feuerlöschwesen“ vollendete die organisatorische und juristische Umformung der Feuerwehren zu einem Teil des Staatsapparates und führte 1939 zur Auflösung der noch bestehenden Feuerwehrverbände. Die Wehren verloren ihre Unabhängigkeit und unterstanden nun reichsweit als „Feuerschutzpolizei“ (= Berufsfeuerwehren) bzw. „Hilfspolizei“ (= Freiwillige Feuerwehren) dem Innenministerium.
Der Zweite Weltkrieg stellte die hiesigen Feuerwehren vor eine große Herausforderung: Durch die Nähe zur Westfront und die starken Bombardierungen erhöhte sich die Brandgefahr deutlich, während es andererseits zunehmende Einberufungen von Feuerwehrmännern zum Militärdienst gab. So wurde der Brandschutz vielerorts aufrechterhalten von einer gemischten Gruppe aus älteren Wehrmännern und notdienstverpflichteten Männern, aber auch von Jugendlichen der Hitlerjugend und mancherorts sogar jungen Feuerwehrhelferinnen, etwa in Merzig, Losheim, Wadern oder Beckingen.
Die Nachkriegszeit brachte einschneidende Veränderungen mit sich – sowohl für die allgemeine Geschichte des Landkreises wie auch für die seiner Feuerwehren. Erst 1946 wurden die beiden Kreisteile auf Beschluss des Regierungspräsidiums Saar und mit Zustimmung der französischen Militärregierung unter dem neuen Namen „Kreis Merzig-Wadern“ wiedervereinigt und um die Gemeinden des Amtes Perl erweitert, das zuvor zum Kreis Saarburg gehört hatte, und 1947 ein (teil)autonomer Saarstaat mit engen Verbindungen zu Frankreich gegründet. Erst nach der deutlichen Ablehnung einer Europäisierung des Landes („Saar-Statut“) in einer zweiten Saarabstimmung 1955 wurde das Saarland 1957 politisch und 1959 auch wirtschaftlich wieder Teil der jungen Bundesrepublik Deutschland.
Unmittelbar nach dem Krieg befand sich das Feuerwehrwesen in einem verheerenden Zustand: In der allgemeinen Not mangelte es an freiwilligen Feuerwehrleuten, aber auch an Schutzkleidung, Gerätschaften und Fahrzeugen, da diese während des Krieges zerstört oder beschlagnahmt worden waren. Insofern ist die Nachkriegszeit in feuerwehrtechnischer Hinsicht vor allem geprägt durch den mühevollen Wiederaufbau und das Bemühen um eine flächendeckende Motorisierung der Wehren im Kreisgebiet. Während sich das Löschfahrzeug LF 8 bald als Standardfahrzeug in den größeren Ortschaften etablierte, erhielten die kleineren Wehren anfangs vor allem Tragkraftspritzen-anhänger, die oft von Traktoren zum Einsatzort gezogen wurden. (Abb. 06, 07)
Abb. 05
Feuerwehrumzug in Wadern ca. 1935
Abb. 06
Einsegnung Gerätehaus FFW Bachem 1955
Abb. 07
FFW Büdingen Übung anl. Amtsfeuerwehrtag Gem. Hilbringen 1971
Ab den 1960er Jahren wurden zudem erste Jugendfeuerwehren gegründet (1963 kreisweit erstmals in Weiskirchen) und das erste „Gesetz über den Feuerschutz im Saarland“ ermöglichte es 1967, auch Altersabteilungen einzurichten. Zudem erweiterte sich seit den 1960er/70er Jahren das Einsatzgebiet der Feuerwehren beträchtlich, was auch der neue Wahlspruch zeigt: „Retten (von Menschen und Tieren bei Bränden, Unfällen und aus Notlagen aller Art) – Löschen (als älteste Aufgabe der Feuerwehr) – Bergen (Sicherstellen von Sachgütern, toten Menschen oder Tieren) – Schützen (vorbeugender Brandschutz sowie aktiver Umweltschutz, etwa bei Ölunfällen sowie atomaren, biologischen und chemischen Gefahren)“. Daher ergänzten die größeren Feuerwehren seither im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihren Fahrzeugbestand nach und nach auch um Tanklöschfahrzeuge, Mannschaftswagen, Drehleitern und teilweise auch um Boote. Allerdings erforderten die neuen Aufgaben auch eine immer speziellere Ausbildung und Ausrüstung, sodass verstärkt auch Anhänger mit Notstromaggregaten, Ölschadensanhänger, Rüstfahrzeuge mit umfangreicher Ausstattung, etwa hydraulischen Scheren und Spreizern zur Rettung von Unfallopfern, hinzukamen.
Die umfassende Verwaltungs- und Gebietsreform im Saarland 1974 sah unter anderem die Auflösung der bestehenden Ämter und den Zusammenschluss mehrerer Gemeinden zu Großgemeinden vor. In der Folge wurden die Feuerwehren der ehemals selbstständigen Gemeinden nun in „Löschbezirke“ umbenannt und zu den Feuerwehren der neugebildeten Großgemeinden zusammengefasst.
Eine große Neuerung war auch die Zulassung von Frauen zum Feuerwehrdienst, die in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich gehandhabt und im Saarland erst 1988 gestattet wurde. Doch obwohl das Feuerwehrwesen hier noch immer eine Männerdomäne mit einem Frauenanteil von gerade einmal 9,6 % in den Freiwilligen Feuerwehren und lediglich 2 % in der Berufsfeuerwehr Saarbrücken (Stand 2018) ist, zeichnet sich insbesondere im Bereich der Jugendwehren ein langsamer Wandel ab. (Abb. 08)
Zur finanziellen und ideellen Unterstützung der Wehren des Landkreises wurde 1998 der „Kreisfeuerwehrverband Merzig-Wadern e.V.“ neu gegründet, der seit 2002 von Georg Flesch als Vorsitzendem geleitet wird und dem mittlerweile etwa 3.500 Mitglieder aus den Jugendfeuerwehren, aktiven Feuerwehren und Alterswehren angehören.
Ebenfalls in diese Zeit fällt auch die Einrichtung des „Gefahrstoffzugs“ (1994) als erster von drei speziellen Kreiseinheiten der Feuerwehr, der heute als „ABC-Zug“ unter dem Einheitenführer Christian Thul zu Spezialeinsätzen bei atomaren, biologischen oder chemischen Gefahrstoffen ausrückt. Daneben gibt es seit 2000 die Facheinheit „Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen im Landkreis Merzig-Wadern“, der Eugen Zimmer vorsteht, sowie den Fernmeldedienst unter Leitung von Thomas Jager. Hintergrund dazu ist die Aufgabe der saarländischen Landkreise, als sogenannte „Untere Katastrophenschutzbehörden“ nicht nur die Brandbekämpfung, sondern auch den Schutz der Bevölkerung bei größeren Unglücksfällen oder Katastrophen sicherzustellen. Zur Bewältigung dieser besonderen Aufgaben sind auch eine entsprechende Spezialausbildung und -ausrüstung (Schutzanzüge, eine Dekontaminationsausrüstung und Sonderfahrzeuge) nötig. (Abb. 09)
Abb. 08
Leistungsspange Jugendwehr in Losheim 2014
Abb. 09
Dekontaminationszelt des ABC-Zugs 2014
Das heutige Feuerwehrsystem besteht einerseits aus dem – zumeist ehrenamtlichen – Engagement in den Wehren und den Feuerwehrverbänden, andererseits ist der Brandschutz eine wesentliche Aufgabe der Städte und Gemeinden, welche die gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich Ausbildung, Ausrüstung und Besetzung der Feuerwehren umsetzen müssen. Daher unterstehen die Feuerwehren in den Kommunen den jeweiligen Bürgermeistern bzw. auf Kreisebene der Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich, denen zur feuerwehrtechnischen Beratung jeweils ein Wehrführer und der Landrätin zusätzlich der Kreisbrandinspekteur Siegbert Bauer samt entsprechender Fachabteilung zur Seite stehen. Jede der sieben kreisangehörigen Städte und Gemeinden im Landkreis Merzig-Wadern unterhält eine Feuerwehr mit mehreren Löschbezirken. So gehören aktuell der Freiwilligen Feuerwehr der Kreisstadt Merzig 15 Löschbezirke unter Leitung des Wehrführers Michael Gunkel an, der Stadt Wadern zehn Löschbezirke unter Wehrführer Markus Linnig, der Gemeinde Losheim am See zwölf Löschbezirke unter Wehrführer Andreas Brausch, der Gemeinde Beckingen neun Löschbezirke unter Wehrführer Martin Schneider, der Gemeinde Mettlach neun Löschbezirke unter Wehrführer Thomas Jager, der Gemeinde Perl zehn Löschbezirke unter Wehrführer Michael Nittler sowie der Gemeinde Weiskirchen drei Löschbezirke unter Wehrführer Jürgen Barth.
Im Jahr 2018 waren in diesen 68 Freiwilligen Feuerwehren insgesamt 2.125 aktive Feuerwehrleute engagiert, darunter 212 Frauen (10 %). Hinzu kommen noch 800 Mitglieder der Jugendwehren (als mitgliederstärkste Jugendwehr unter den saarländischen Landkreisen; darunter auch 226 Mädchen, also sogar knapp ein Drittel) sowie 673 Mitglieder der Altersabteilung. Dieses dichte Netz an Freiwilligen Feuerwehren gewährleistet auch im Landkreis Merzig-Wadern, dem flächengrößten Landkreis des Saarlandes, einen effektiven Schutz der Bevölkerung. (Abb. 10)
Dass die traditionelle Brandbekämpfung nur noch einen Teil des heutigen Aufgabengebiets ausmacht, sieht man gut an der Einsatzstatistik: Im Jahr 2018 gab es im Landkreis Merzig-Wadern 257 Brandeinsätze, 1.070 Fälle von technischen Hilfeleistungen, 21 Einsätze wegen Tieren bzw. Insekten sowie 210 Fehlalarmierungen. Damit war 2018 ein Rekordjahr bezüglich der Häufigkeit der Einsätze, was insbesondere an dem enormen Anstieg der Einsätze wegen technischer Hilfeleistungen lag, die in diesem Jahr etwa doppelt so viele waren wie im Schnitt der letzten zehn Jahre. Zur Bewältigung dieser Aufgabenvielfalt setzt der Landkreis seit 2008 verstärkt auf zukunftsfähige Lösungen und interkommunale Zusammenarbeit („Konzept 2020“) zur Entlastung der einzelnen Wehren, was landesweit einmalig ist.
Dies zeigt, dass – ganz gleich, ob der Einstieg nun über die Fortführung einer Familientradition, über eine Vorbereitungsgruppe („Bambini-Feuerwehr“), über die Jugendfeuerwehr oder als Quereinsteiger erfolgt – viele Feuerwehrleute förmlich für ihr Ehrenamt „brennen“ und trotz schwieriger Bedingungen ein Leben lang dabeibleiben. Für dieses besondere Engagement sei ihnen an dieser Stelle ausdrücklich gedankt.
Zur Ausstellung ist eine ausführliche Broschüre mit zahlreichen Abbildungen erschienen. (Abb. 11)
Die Broschüre können Sie im Museum selbst erwerben oder im Online-Shop der römischen Villa Borg unter folgendem Link: https://www.villa-borg.de/webshop/
Abb. 10
Tag der Alterswehr – Ehrung 2018
Abb. 11
Cover der Broschüre zur Ausstellung