Roland Wirtz ab 01.05.2022

Preisverleihung und Eröffnung der Ausstellung Roland Wirtz am 29. April 2022 abgesagt

Bedauerlicherweise muss die für Freitag, den 29. April 2022 geplante Preisverleihung des 10. Monika von Boch-Preises für Fotografie abgesagt werden.

Der Preisträger Roland Wirtz musste sich kurzfristig in stationäre Behandlung begeben. Aus diesem Grund wird der Berliner Fotograf nicht anwesend sein können und auch seine Werke konnten heute nicht durch ihn persönlich angeliefert werden. Zum jetzigen Zeitpunkt kann somit sowohl die Preisverleihung als auch die darauffolgende Ausstellung der Fotografien nicht wie geplant stattfinden.

Sollten sich in der weiteren Planung Aktualisierungen ergeben, werden Sie hierüber selbstverständlich informiert.

Roland Wirtz erhält den Monika von Boch Preis für Fotografie

Die Verleihung des „10. Monika von Boch-Preises für Fotografie“ an den Berliner Fotografen und Künstler Roland Wirtz sowie die Ausstellung im Museum Schloss Fellenberg zu seinem fotografischen Werk, die ursprünglich am 2. Mai 2021 stattfinden sollte, wurde aufgrund der Corona-Pandemie und der Beschränkungen für die Präsentation der Ausstellung auf den 29. April 2022 verschoben.

Hier ein kleiner Einblick, auf was sich die Besucher/Besucherinnen freuen können:
Die Fotografie von Roland Wirtz vergisst man nicht. – Wirtz beschreitet in seinem Werk einen sehr persönlichen Weg, der von dem allermeisten abweicht, was man kennengelernt hat. Seine Fotografien sind sehr starke Bilder, die den Betrachter auf Wege schicken, von denen er nicht unbedingt wusste, dass es sie überhaupt gibt. Roland Wirtz wurde 1959 in Köln geboren. Bald zog die Familie nach Saarbrücken, wo der Künstler seine Jugend verbrachte und bis Ende der 1990er Jahre lebte. Heute befindet sich sein Lebensmittelpunkt in Berlin.

In den 1990er Jahren wurde Roland Wirtz bekannt mit Arbeiten, die auf einen der beiden Ursprünge der Fotografie um 1840 zurückgehen: Die Kalotypie. – Ein Begriff aus dem Griechischen, der übersetzt bedeutet: der schöne Druck. Anders als die Daguerreotypie, die gestochen scharfe Bilder auf versilberten Kupferplatten hervorbrachte, ist die Kalotypie durch und durch Papierbild und das erste fotografische Negativverfahren überhaupt.

„Durch und durch“ bedeutet hier, dass Wirtz ein gewöhnliches Papier in allerlei Chemikalien, allem voran Silbernitrat bestreicht. Das so behandelte Papier wird anschließend in der Kamera belichtet. Für eine größere Lichtdurchlässigkeit bei der positiven Kopie wurde das Papier in Bienenwachs getränkt.

Dennoch blieb der Charakter des Bildes immer mit einem Rest poetischer Unschärfe verbunden, ganz im Gegensatz zur technoiden Metallplatte Daguerres.

Sieht er eine Kalotypie, weiß der Betrachter sofort, dass es sich um ein sehr altes Bild, ein sehr altes Verfahren handeln muss. – Roland Wirtz aber studiert historische Anleitungen, baut eigene Kameras, eignet sich das Kalotypieverfahren an und macht Bilder, die das 19. Jahrhundert atmen. Gleichzeitig sieht man Antennen, Autos oder Architektur, die nur im Hier und Jetzt entstanden sein können. Die Irritation kann kaum größer sein. Wirtz dringt direkt ein in philosophische Fragen zu Zeit und Bild.

Stand bei seinen frühen Arbeiten das Abbild im Vordergrund, gewannen Form und Fläche zusehends an Bedeutung. Die letzten Arbeiten aus dieser Periode waren abstrakte Darstellungen bis zu einem Negativformat von 100×100 cm.

Nach diesen Arbeiten widmete sich Roland Wirtz dem Prinzip der Unmittelbarkeit, die der Fotografie innewohnt.

Mithilfe selbst konstruierter, überdimensionaler Kameras werden seine Sujets direkt auf farbiges Fotopapier belichtet. Kein Negativ, keine digitale Nachbearbeitung, kein zweiter Versuch, keine Kopien.

Die Unmittelbarkeit der Bildentstehung macht aus den Werken physische Abbilder des gewählten Ortes, denn die reflektierenden und emittierten Photonen der Bildmotive prägen ihr Bild direkt in das am Ort des Geschehens anwesende Fotopapier.

Wirtz arbeitet noch mit dem legendären Cibachrome Fotopapier der Schweizer Firma Ilford, dessen Produktion 2013 eingestellt wurde. Es sind wortwörtlich die letzten Meter, die er in absehbarer Zeit aufbrauchen wird. In einer Serie, die er „Kairos“ nennt, dokumentiert Wirtz historisch, relevante Orte im Übergang zwischen realer Existenz und Mythos, so den Palast der Republik oder die Danziger Lenin Werft, wo der Widerstand der „Solidarność“ entflammte. Beide Unikate sind in der Ausstellung zu sehen. Auf Cibachrome entstehen auch die Bilder der Serie „Apparition“ mit Blicken aus seinem Berliner Atelierfenster – jedes einzelne entspricht einem unwiederbringlichem Moment, immer am selben Ort fotografiert. Monika von Boch – der Namensgeberin des Preises für Fotografie, die Roland Wirtz 1974 anlässlich eines Atelierbesuches kennengelernt hat, widmet er schließlich eine Rauminstallation, die erstmals in der Ausstellung zu sehen sein wird.

Der Monika von Boch-Preis für Fotografie hat mittlerweile eine lange Tradition und erinnert an die aus Mettlach stammende, renommierte Fotografin Monika von Boch. Seit 2003 wird alle 2 Jahre der Monika von Boch-Preis für Fotografie im Museum Schloss Fellenberg an künstlerisch arbeitende Fotografinnen und Fotografen verliehen. Um mit diesem Preis das künstlerische Lebenswerk der herausragenden Mettlacher Fotografin Monika von Boch (1915-1993) in Erinnerung zu halten.

Dauer der Ausstellung: 1.05. bis 29.05.2022

Gelände der ehemaligen Werft, Danzig, 2013, 124 x 217,7 cm,
unikales Direktpositiv,Color

Roland Wirtz mit seiner Kamera

Schlossplatz, Berlin, 22. November 2008 , 123,9 x 223 cm
unikales Direktpositiv, Color

Fotos: Roland Wirtz

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